Tomorrow Labs: Wissenschaft neu gestalten
Das Tomorrow Labs Festival am 8. Juni 2024 im Wissenschaftshafen Magdeburg bot eine faszinierende Plattform für die Erforschung der Zukunft von Frauen in der Wissenschaft. In einer entspannten Atmosphäre konnten BesucherInnen mithilfe von Künstlicher Intelligenz (KI) ihre Visionen von Wissenschaftlerinnen der Zukunft visuell darstellen. Von jungen Mädchen bis hin zu Großeltern – die Veranstaltung zog ein breites Publikum an und ermöglichte es den TeilnehmerInnen, sich kreativ auszuleben und gleichzeitig die Potenziale und Grenzen moderner KI-Technologie zu erkunden.
Vielfalt der Zukunftsvisionen: Frauen in der Wissenschaft
Die generierten Bilder spiegelten die breite Palette an Vorstellungen und Träumen wider, welche die BesucherInnen mitbrachten. Von Wissenschaftlerinnen in Hightech-Laboren über Outdoor-Forschungsprojekte bis hin zu Universitäten – die Bilder zeigten Frauen in unterschiedlichsten Arbeitsumfeldern. Innerhalb der zahlreichen Darstellungen war kein klares Muster erkennbar, und genau das war das Spannende: Jede Teilnehmerin und jeder Teilnehmer brachte eigene Ideen ein und experimentierte mit verschiedenen Stilen, Farben und Szenarien. Die Möglichkeit, eine Umsetzung ihrer Vorstellungen zu sehen, begeisterte die Anwesenden.
Von Jung bis Alt: Die unterschiedlichen Perspektiven der BesucherInnen
Von Anfang an zeigte sich ein breites Spektrum an Interessenten: Zwei Jungen, die zunächst in ihrer Teilnahme unsicher waren, fanden schnell Freude daran, ein Bild ihrer Lehrerin zu generieren. Viele junge TeilnehmerInnen orientierten sich an existierenden Vorbildern in ihrem Leben. Auch vielzählige Eltern-Kind-Kombinationen und Großeltern zeigten großes Interesse. Besonders beeindruckend war das Interesse der älteren Generation, die sich stark für die Technologie selbst begeisterte, während jüngere BesucherInnen Spaß daran hatten zu experimentieren. Die Bilder wurden begutachtet und die Anfragen optimiert, bis das Ergebnis zufriedenstellend den Vorstellungen entsprach.
Junge Mädchen, die sich selbst als Wissenschaftlerinnen darstellen wollten, machten einen großen Teil der TeilnehmerInnen aus. Sie experimentierten mit den Tools, um ihre Zukunft visuell zu gestalten, und nutzten die Gelegenheit, ihre eigenen Vorstellungen von einer Karriere in der Wissenschaft darzustellen. Die Bilder zeigen die jungen Wissenschaftlerinnen an der Universität und in Forschungslaboren, wie sie ihren Leidenschaften für Mathematik, Technologie, Medizin oder Chemie folgen. Eine klare Anspielung auf die Inspiration, die viele junge TeilnehmerInnen in ihrer eigenen Zukunft sahen.
Herausforderungen der KI: Alter und Attraktivität
Während die Ergebnisse beeindruckend waren, traten auch einige Probleme auf. Ein Paar bemerkte, dass die KI dazu neigte, Frauen als jung und konventionell attraktiv darzustellen, selbst wenn andere Merkmale in den Anfragen beschrieben waren. Ältere Frauen wurden oft jünger dargestellt, und unkonventionelle Gesichtszüge, wie eine große Nase, wurden zunächst ignoriert. Erst nach mehreren Anläufen konnte ein Bild generiert werden, das einer älteren Frau entsprach, und die KI setzte letztlich einige der ungewöhnlichen Merkmale um, wenn auch in einer stark stilisierten Form.
Diese Reihe von Bildern zeigt den Verlauf, welcher durch iterative Generierung durch den selben Prompt entstanden ist. Das erste Bild lässt deutlich erkennen, dass Eigenschaften wie „100kg“ oder „große Nase“ nicht beachtet wurden. Das nächste Bild fiel besonders auf, denn es zeigt eine Wissenschaftlerin mit einem markanten Bart – ein kurioses Ergebnis. Dieses Bild führte zu Diskussionen darüber, wie die KI „Schönheit“ und „Attraktivität“ definiert und welche impliziten Vorurteile möglicherweise in den Trainingsdaten der KI vorhanden sind. Nach einem weiteren Versuch wurde „große Nase“ auf Kosten anderer Eigenschaften umgesetzt.
Rechts: „Eine 60-jährige weibliche Wissenschaftlerin […]“
Ein ähnliches Verhalten konnte bei der Darstellung von älteren Frauen erkannt werden. So brauchte es mehrere Anläufe, bis das Aussehen der Wissenschaftlerinnen dem vorgegebenen Alter angepasst wird. Es ist nicht genau klar, warum dieses Phänomen auftaucht, da es deutlich wird, dass die KI zu dieser Darstellung fähig ist und sie versteht.
Wenn KI die Grenzen überschreitet: Sexualisierte Darstellungen
Ein besonders kontroverses Bild zeigte eine Wissenschaftlerin, die unter ihrem Laborkittel nur Unterwäsche trägt – ein Ergebnis, das weder durch den verwendeten Prompt noch durch die Intention des Nutzers gerechtfertigt war. Das Aussehen der Figur wurde wie folgt beschrieben:
„Create a 3D rendered image of a slender woman with long blonde hair and striking blue eyes. She is adorned in a white lab coat, emblematic of her role as a laboratory technician specializing in chemistry. She stands confidently within a state-of-the-art biology lab, surrounded by high-tech microscopes, petri dishes, and advanced research equipment. […]“
Dieses Bild sorgte für Empörung und brachte die Frage auf, ob und wie die KI von gesellschaftlichen Vorurteilen beeinflusst ist. Die Darstellung führte zu hitzigen Diskussionen, ob Sexismus in den Trainingsdaten der KI mitschwingen könnte, und stellte die TeilnehmerInnen vor die Herausforderung, die Technologie kritisch zu hinterfragen. Auch einige andere Darstellungen zeigten anstößige Inhalte, jedoch nicht in dem zuvor gesehenen Ausmaße.
Diese unerwartete Wendung bot jedoch auch eine wertvolle Gelegenheit, über die Verantwortung und die ethischen Implikationen der KI-Entwicklung zu sprechen. Viele TeilnehmerInnen, die zuvor begeistert von der Technologie waren, wurden nachdenklich und diskutierten mögliche Maßnahmen, um solche Ergebnisse in Zukunft zu verhindern.
Von Generation zu Generation: Wie KI die Fantasie anregt
Die Veranstaltung zeigte, dass die KI-Bildgenerierung für alle Altersgruppen spannend sein kann. Besonders junge Mädchen hatten großen Spaß daran, ihre eigene Zukunft in verschiedenen Szenarien zu sehen. Sie nutzten diese Gelegenheit jedoch auch zum Spielen mit verschiedenen Charakteren und Stilen, um die Grenzen der KI-Bildgenerierung zu finden.
Es wurden auch ein Versuch unternommen, sehr junge Wissenschaftlerinnen (3-10 Jahre) zu generieren. Es fiel dabei auf, dass die Bilder zum großen Teil Portraits waren.
Um, wie gewünscht, den gesamten Körper auf dem Bild zu sehen, wurde eine clevere Technik eingesetzt: in der Beschreibung des Charakters wurden silberne Schuhe spezifiziert, sodass die KI die Füße ebenfalls darstellen musste.
Die KI zeigte eine weitere interessante Eigenheit: Bei der Beschreibung von „großen Ohren“ wurden diese in Kombination mit anderen Eigenschaften oft als Elfenohren interpretiert, was zu einigen humorvollen und fantasievollen Bildern führte.
Freiheiten und Hürden: Was das Experiment zeigte
Unser Ziel war es, den TeilnehmerInnen so viel Freiheit wie möglich zu lassen, um ihre Kreativität voll auszuschöpfen. Gleichzeitig boten wir vorgefertigte Optionen an, um auch unerfahrenen KI-NutzerInnen den Einstieg zu erleichtern. Die meisten TeilnehmerInnen nutzten diese Optionen und kombinierten sie, was zu einer beeindruckenden Vielfalt an Bildern führte.
Jedoch stieß die KI an ihre Grenzen, besonders bei der Darstellung komplexer, ungewöhnlicher Merkmale oder längeren Anweisungstexten. Oft wurden bestimmte Eigenschaften, die als weniger wichtig erachtet wurden, übergangen, während andere überbetont wurden. Ein Beispiel dafür ist das zuvor erwähnte Experiment mit den „großen Ohren“, das zu einer unerwarteten, aber kreativen Interpretation durch die KI führte.
Erkenntnisse und Erfolge: Das Fazit des Festivals
Das Tomorrow Labs Festival war ein großer Erfolg, sowohl in Bezug auf die Teilnahme als auch auf die gewonnenen Erkenntnisse. Die Vielfalt der generierten Bilder spiegelte die Kreativität und das Interesse der BesucherInnen wider, während die Diskussionen über die Auffälligkeiten der KI-Darstellung wichtige Fragen zur Ethik und den Grenzen dieser Technologie aufwarfen. Trotz einiger unerwarteter Ergebnisse war das Experiment ein wichtiger Schritt, um die Möglichkeiten und Herausforderungen der KI in der Gesellschaft zu verstehen.
Der Tag zeigte deutlich, dass die Zukunft von Frauen in der Wissenschaft ein Thema ist, das Menschen jeden Alters beschäftigt – und dass KI ein mächtiges Werkzeug sein kann, um diese Zukunft zu visualisieren, wenn sie mit Bedacht eingesetzt wird.
Hier können Sie die weitern beeindruckenden Bilder entdecken, die von unseren BesucherInnen generiert wurden: